Herabgelassene Hosen

„Ja , es stimmt. Ich habe ihn mit dem Wort Schwein beschimpft. Wie anders sollte ich ihn sonst bezeichnen? Er hat meine Familie zerstört“, gab in Anklam vor Richter Schisler ein 51Jahr alter Rentner zu. Danach habe ihm der Beleidigte, 1958 geboren, dann dreimal mit der Faust ins Gesicht geschlagen, was er – der Rentner - nun seinerseits mit einer Anzeige quittierte. Ort der verbalen und tatsächlichen Auseinandersetzung war der Eingangsbereich einer Anklamer Kaufhalle im Januar.
Um es vorweg zu nehmen: Schläge ins Gesicht des Rentners gab es laut Aussage von zwei Zeugen nicht. Der erzürnte Beleidigte hatte lediglich den Rentner zu fassen gekriegt, sich lautstark die Beleidigung ( die nicht die erste war) verbeten und mit Nachdruck den Mann geschüttelt. Für Rechtsanwalt Wolfgang Hannak und den Staatsanwalt Grund genug, Freispruch vom Vorwurf der Körperverletzung für den Beleidigten zu verlangen, dem Richter Daniel Schisler dann auch nachkam. Was offen blieb, war die Frage, was den Rentner getrieben hat, derart aus der Haut zu fahren und den Angeklagten wiederholt zu beleidigen. Immerhin waren beide n der Vergangenheit nach eigenen Aussagen gute Freunde gewesen.
„Wir hatten uns immer gut verstanden bis vor etwa drei Jahren“, berichtete der Angeklagte. „Manches Wochenende verbrachten wir gemeinsam mit unseren Frauen. Wir fuhren sogar gemeinsam in den Urlaub in die Türkei. Doch dann war plötzlich alles zu Ende. Mein heutiger Kontrahent war der Meinung, ich hätte ein Verhältnis mit seiner Lebenskameradin, was aber nicht stimmt. Danach beschimpfte er mich, sooft er mich traf.“ „Stimmt nicht“, entgegnete der Rentner. „Ich überraschte ihn und meine Lebenskameradin bei einer angeblichen Unterhaltung im Freien als er sie nach Hause bringen wollte. Die Situation war für mich eindeutig. Er stand da mit heruntergelassenen Hosen.“